Bild des Monats Januar 2023

01.01.2023
Bild des Monats Januar 2023 -

Friedrich Wilhelm Meyer
Stillleben mit Laute, 62x36cm, Öl auf Leinwand, 1943
(aus Berliner Privatbesitz)


Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde unseres Kunst- und Grafikhandels,

die letzten Freunde sind gerade gegangen, es war ein anregender Abend mit Gesprächen und Musik im Kerzenschein. Als ob die Lichter eben erst gelöscht wurden, so wirken die von Friedrich Wilhelm Meyer (1900-1968) kombinierten Gegenstände auf dem Bild "Stillleben mit Laute", das wir Ihnen zu Beginn des neuen Jahres als 'Bild des Monats' präsentieren möchten.

Im Zentrum steht eine Laute, die zwischen Tellern mit Früchten, einer Pferdeplastik, diversen Gemälden, Rahmen und Büchern, einer kleinen griechischen Statue und zwei erloschenen Kerzen mit einem zartgelben Schal drapiert wurde. Ein dunkelblauer Vorhang, am rechten Bildrand zur Seite gerafft, deutet an, dass hier möglicherweise ein intimer Einblick gewährt wird.

In Sybba/Ostpreußen geboren, war die Familie des Künstlers schon bald nach Frankfurt am Main umgesiedelt, wo der junge Friedrich Wilhelm nach dem Abitur kurz vor Ende des Ersten Weltkrieges noch zum Militär eingezogen wurde. Nachdem er 1919 aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt war, wurde er zunächst Schüler von Vincenz Cissarz an der Städtischen Kunstgewerbeschule. Im Anschluss daran unterrichtete Ihn Max Beckmann an der Städelschule, der sein Schaffen stark beeinflusste. So weist auch unser Gemälde sowohl in der Komposition als auch in der Maltechnik deutliche Analogien zu der Malerei des seit 1937 bereits im Amsterdamer Exil lebenden Lehrers auf.

So zufällig die Kombination auch wirkt, die verschiedenen Gegenstände sind losgelöst von perspektivischer Genauigkeit wohlüberlegt auf der Leinwand arrangiert. Gefüllte Früchtebouquets beispielsweise deuten in der Tradition der Stilllebenmalerei des niederländischen 17. Jahrhunderts auf Wohlstand hin. Erloschene Kerzen dagegen geben einen Hinweis auf die Vanitas, die Vergänglichkeit des menschlichen Daseins. Damit könnte der Künstler auch seine persönlichen Schicksalsschläge, den frühen Tod seiner beiden Kinder, verarbeitet haben. Maltechnisch arbeitete Meyer wie Beckmann, wenn er wie hier zunächst graue und schwarze Untermalungen anlegte, um die Farbwirkung der darüberliegenden Malerei zu intensivieren.
 
Damit wünsche ich Ihnen einen guten und gesunden Start in das Jahr 2023 und grüßen Sie herzlich
Im Namen des Teams
Tobias Wachter


(Text: Christine Unsinn)


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