Bild des Monats Mai 2023

01.05.2023
Bild des Monats Mai 2023 -

Paula von Blanckenburg
Porträt Irene "Mary" Münchmeyer, geb. Schmitz
150x100cm, ohne Jahr, Öl auf Leinwand, gerahmt
(Berliner Privatbesitz)


Verehrte Damen und Herren,
liebe Freunde unseres Kunst- und Grafikhandels,

das leicht überlebensgroße Porträt eines Mädchens mit Puppenwagen, das wir für den Monat Mai ausgewählt haben, ist in zweierlei Hinsicht von Interesse.

Die Künstlerin Paula Geiger von Blanckenburg (1875–1965) erhielt ihre künstlerische Ausbildung an der Münchner Akademie von Robert Sterl, der zu den bedeutendsten Vertretern des deutschen Impressionismus gehört. Schon bald entwickelte sie innerhalb der damals gängigen süddeutschen Malerei eine eigene Malweise im postimpressionistischen Jugendstil. Als Porträtistin wurde von Blanckenburg besonders von der kunstsammelnden Elite geschätzt. Ihre großformatigen, dekorativen Bildnisse zeigen hauptsächlich elegante Frauen wie beispielsweise die Baronin Karin von Bodenhausen. Von 1906 bis 1911 war die in Dresden und München tätige Malerin mit Ihren Arbeiten auf zahlreichen Ausstellungen vertreten. Viele der Bilder befinden sich heute noch in privaten Sammlungen und Museen in Süddeutschland.

Unser Porträt zeigt Irene "Mary" Münchmeyer, die Tochter des bekannten Sammlers und Unternehmers Oscar Schmitz und seiner Frau Mary Alma Meyer, letztere stammte aus einer jüdischen Familie aus St. Petersburg. Schmitz war Teilhaber eines großen Baumwoll-Exportunternehmens und besaß eine Sammlung bedeutender französischer Impressionisten. Im Jahr 1931 verließ er Deutschland und emigrierte nach Zürich, um steuerlichen und politischen Repressalien zu entgehen. Einige Werke seiner Sammlung schenkte der Unternehmer zu Lebzeiten dem Züricher Kunsthaus, während der Großteil nach seinem Tod im Jahr 1936 in der Galerie Wildenstein & Company in Paris und New York verkauft wurde. Nur wenige Gemälde verblieben bei der Tochter Mary Schmitz (verheiratete Münchmeyer) und als diese vor den Bombenangriffen auf Dresden 1945 fliehen musste, ging der überwiegende Teil der Kunstsammlung, darunter Gemälde von Max Liebermann, verloren.

Das Porträt dieses selbstbewussten Mädchens, mit einer großen, hellblauen Schleife im Haar neben ihrem Puppenwagen blieb glücklicherweise erhalten und war noch lange nach dem Krieg in Familienbesitz.

Bleiben Sie munter!

Im Namen des Teams
Ihr Tobias Wachter


(Text: Sarah Mae Lieverse)


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